Jette Bender

Nicht weit entfernt von der Heimat

Der Wunsch, Jura zu studieren, kam bei mir zum Ende der Schulzeit, also in der Abitur-Phase. Am Anfang war es eine spontane Idee, sodass ich mich zunächst viel über das Studium belesen habe und dabei immer mehr bemerkt habe, dass ich es sehr interessant finden würde, mich mit dem deutschen Rechtssystem zu befassen. Unabhängig davon hat mir mein damaliger Sozialkundelehrer nach meiner mündlichen Abitur-Prüfung auch empfohlen, Jura zu studieren. Das war für mich dann der ausschlaggebende Punkt.

Vor der Einschreibung habe ich mich viel mit dem Studium beschäftigt und mit Freunden darüber gesprochen. Manchmal bin ich auch auf Vorurteile zum Jura-Studium gestoßen. Das wohl Bekannteste lautete: „Jura ist sehr trocken“. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Wir müssen im Studium keine Gesetze auswendig lernen. Wir erlernen zwar die Theorie zur Rechtsprechung, aber stets in Verbindung mit realen Fällen. Damit ist das Studium nicht nur abwechslungsreich und an Vielfalt nicht zu übertreffen, sondern auch absolut spannend.

Für mich stand immer fest, dass ich zum Studieren in eine andere Stadt ziehen möchte. Sie sollte aber auch nicht zu weit von meiner Heimatstadt Magdeburg entfernt sein. Somit fielen die Universitätsstädte Leipzig und Halle in meine engere Wahl. Da das Jahr 2021 von der Pandemie und den öffentlichen Einschränkungen geprägt war, gab es nicht viele offizielle Möglichkeiten, die beiden Unis im Rahmen vom Tag der offenen Tür oder ähnliche Veranstaltungen zu besuchen. Zum Glück habe ich einen direkten Kontakt zu einer enthusiastischen Jura-Studentin in Halle erhalten, die mir dann einen Tag lang auf eigene Faust die Uni gezeigt hat, die Bibliothek präsentiert hat und mich einfach zusammen mit Ihren Kommilitonen einen typischen Studententag hat miterleben lassen. Die ganze Zeit hat sie mir ausgiebig meine Fragen zum Jurastudium, aber auch zum Studentenleben in Halle beantwortet. Kleine Zweifel oder Unsicherheiten konnte sie und ihre Freunde leicht entkräften. Der Tag verging für mich wie im Flug und der Begeisterungsfunke zur Studienrichtung und zur Stadt ist absolut übergesprungen. Als ich abends wieder zu Hause in Magdeburg war, stand mein Entschluss für Halle als Studentenstadt fest, sodass für mich gar keine andere Option mehr in Frage kam. 

Zusätzlich ist die Martin-Luther-Universität in Halle eine sehr familiäre Uni und nicht zu überfüllt, wie es aus anderen Großstädten teilweise bekannt ist. Es gibt sehr gute Betreuungsrelationen und engagierte Lehrkräfte. Dies gefällt mir persönlich sehr gut, da immer Ansprechpartner bei Problemen oder Fragen zur Verfügung stehen und man somit nie allein gelassen wird.

Auch überzeugte mich das Hochschulranking, da die Universität Halle für Jura auf den oberen Rängen platziert ist und auch erneut wieder ausgezeichnete Studienbedingungen bescheinigt bekommen hat. 

Als einen Vorteil empfand ich bei Studienbeginn auch die studentischen Tutoren und Professoren, die in der Rolle als Mentoren die Erstsemester begleiten und somit den Einstieg in das Studium erleichtert haben.

Ein langer Weg

Das Jurastudium dauert im Vergleich zu anderen Studiengängen länger, aufgrund des Abschlusses mit dem Staatsexamen. Es erfordert sehr viel Durchhaltevermögen und Eigenorganisation. Wenn man sich aber sein Ziel immer klar vor Augen hält und Jura genau das ist, was man später machen möchte, ist das alles kein Hindernis. Denn der Weg ist das Ziel. Man darf sich nur nicht von kleinen Misserfolgen abschrecken lassen, dass passiert jedem Jurastudenten mal. 

Natürlich muss im Studium viel gelesen und geschrieben werden, auch der Gutachtenstil (ein besonderer Schreibstil, den man in allen juristischen Fallbearbeitungen anwendet) wird erlernt. Besonders am Anfang kann das Studium erstmal abschreckend wirken, weil nahezu alles neu ist. Je weiter man aber im Studium fortgeschritten ist, desto mehr erschließen sich auch die Zusammenhänge, man kann fast sagen, dass sich die einzelnen Puzzleteile immer mehr zu einem Bild zusammenfügen. Die Inhalte werden somit immer interessanter und greifbarer.

Das Grundstudium soll juristische Basiskenntnisse vermitteln. Man macht sich mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch, dem Strafgesetzbuch, den Verwaltungsverfahrensgesetzen und anderen grundlegenden Rechtsgebieten vertraut. 
Im Hauptstudium vertieft man sein Wissen in den Fächern des Grundstudiums und man lernt weitere Rechtsgebiete kennen. Außerdem spezialisiert man sich auf einen selbst gewählten Schwerpunktbereich. Die Rechtsgebiete, welche bis zum 1. Staatsexamen erlernt werden müssen, sind vorgeschrieben. Somit weiß jeder Student genau, was man sich im Laufe des Studiums aneignen muss. In welchem Zeitraum das jeweilige Rechtsgebiet erlernt und die dazugehörige Klausur und Hausarbeit geschrieben wird, ist aber dem Studenten komplett freigestellt. 
Neben den einzelnen Rechtsgebieten hat man aber bei der Belegung des Grundlagenfachs oder des Fremdsprachennachweis eine große Auswahl an Vorlesungsangeboten. Besonders zum Ablegen des Fremdsprachennachweises ist ein Auslandssemester über das Erasmus-Programm der Uni Halle nur zu empfehlen. Die letzten beiden Semester des Hauptstudiums verbringt man damit, sich auf die Abschlussprüfung, das 1. Staatsexamen, vorzubereiten. Dazu besuch man u.a. ein Repetitorium. Nach dem Absolvieren des 1. Staatsexamens, erfolgt das Referendariat und anschließend das 2. Staatsexamen. Danach ist man Volljurist/Volljuristin und es stehen dem Absolventen sehr viele Berufsmöglichkeiten und Karrierewege offen.

Mein Stundenplan

Um einen genaueren Einblick in das Jurastudium zu bekommen, werde ich meinen Stundenplan aus dem 4. Fachsemester kurz vorstellen. Generell ist aber zu beachten, dass man selbst entscheiden kann, wie viele Lehrveranstaltungen man wann besuchen möchte. Somit ist man frei in der Gestaltung des Stundenplans und könnte diesen auch jederzeit ändern. Deshalb sollte man sich von der Anzahl an Lehrveranstaltungen nicht verunsichern lassen.

Montag

• 8:00 - 10:00 Uhr: Schuldrecht IV

Dienstag

• 8:00 - 10:00 Uhr: Völkerrecht
• 10:00 - 12:00 Uhr: Erbrecht
• 16:00 - 18:00 Uhr: Öffentliches Baurecht

Mittwoch

• 8:00 - 10:00 Uhr: Europarecht I
• 10:00 - 12:00 Uhr: Zivilprozessrecht
• 16:00 - 18:00 Uhr: Übung für Fortgeschrittene im Strafrecht

Donnerstag

• 8:00 - 10:00 Uhr: Strafrecht IV
• 10:00 - 12:00 Uhr: Handelsrecht
• 14:00 - 16:00 Uhr: Familienrecht

Freitag

• 8:00 - 10:00 Uhr: Kommunalrecht
• 10:00 - 12:00 Uhr: Gefahrenabwehrrecht

Die Lehrveranstaltungen, welche ich im 4. Semester besucht habe, sind ausschließlich Vorlesungen gewesen. In den unteren Semestern, also im Grundstudium, gab es aber auch vorlesungsbegleitende Kolloquien. Diese Kolloquien finden in schulklassenähnlicher Größe zusammen mit einem Dozenten statt. Dabei wird die gelernte Theorie aus den Vorlesungen unter Anwendung juristischer Fälle geübt und verinnerlicht. Dies ist besonders hilfreich, gerade mit Aussicht auf die bevorstehenden Klausuren. Wichtig ist auch, dass man im Studium diszipliniert ist und versucht, die Vorlesungsinhalte nachzuarbeiten. Vieles wird von den Professoren vorausgesetzt, sodass das alleinige Besuchen der Lehrveranstaltung oft nicht ausreicht.

Nachdem ich wusste, dass ich in Halle studieren möchte, machte ich mich auf die Suche nach einer Wohnung. Man findet im Vergleich zu anderen Städten, relativ leicht guten und bezahlbaren Wohnraum in der Stadt bzw. in Uninähe. Dies ist für mich ein großer Pluspunkt, da ich alle meine Wege zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen kann. 

In meiner Freizeit treffe ich mich gerne mit meinen Freunden zum Kaffeetrinken, spazieren und auch um zum Sport zu gehen. Dafür gibt es in Halle viele kleine gemütliche Cafés, Bars, Restaurants und Clubs, die nur zu empfehlen sind. Besonders schön ist auch die Peißnitzinsel an der Saale. Auch das Sportangebot des Universitätssportzentrums ist sehr umfangreich.

Das Studentenleben in Halle ist fantastisch und ich bin glücklich, diese Studentenstadt für mich gefunden zu haben!