Anna Griebel

Ich will wissen, wie wir einander verstehen.

Ich studiere Sprechwissenschaft und bin Studienbotschafterin für Sprache und Sprechen

Studienbotschafterin Anna Griebel

Darum Halle

Darum Halle

Alles um die Ecke

Nach Halle als Studienort bin ich erst über ein paar Umwege gekommen. Ich bin geboren und aufgewachsen in Berlin, wo ich auch mein Abitur gemacht habe. Dort habe ich erstmal ein paar Jahre Latein und Deutsch auf Lehramt studiert. Das hat mir immer großen Spaß gemacht, denn ich war schon in der Schule begeistert von Sprachen. Ich wusste aber eigentlich trotzdem seit Beginn des Studiums, dass mir irgendetwas fehlt. Schon als Kind und Jugendliche brannte ich fürs Theater. Ich besuchte nicht nur regelmäßig Vorstellungen, sondern stand auch selbst viel auf der Bühne. Ebenso hatte ich Gesangsunterricht und beschäftigte mich auch dort intensiv mit meiner Stimme. In der Schule habe ich festgestellt, dass ich großen Spaß daran habe, vor der Klasse zu stehen und etwas zu präsentieren. Als ich dann über eine Freundin von dem Fach Sprechwissenschaft erfuhr, wusste ich sofort, dass ich mich bewerben will.

Sprechwissenschaft kann man als vollständiges Bachelor-Studienfach ausschließlich an der MLU in Halle studieren. Also war klar, dass ich meine geliebte Heimatstadt verlassen würde. Ich war mir erst nicht ganz sicher, ob ich mich mit einer vergleichsweise kleinen Stadt so gut anfreunden können würde. Als ich aber zum ersten Mal in Halle war, um mir Wohnungen und WG’s anzusehen, habe ich mich schockverliebt. Halle ist eine wunderschöne, grüne und kulturreiche Stadt. Die vielen gemütlichen Viertel voller Altbauten haben es mir sofort angetan. Ebenso die Flanierstraßen der Altstadt, in denen man sich in urigen Bars und tollen Restaurants niederlassen kann. Mir gefällt am meisten, dass in der Innenstadt von Halle alles super zu Fuß zu erreichen ist. Es gibt mir so viel Lebensqualität, nicht eine Stunde lang mit drei verschiedenen Verkehrsmitteln fahren zu müssen, um in die Uni zu kommen oder Freunde zu sehen. Ich habe alles, was ich brauche, direkt in meiner Nähe. Dadurch habe ich mich in Halle von Tag 1 an sehr wohl gefühlt.

Mein Studium

Mein Studium

Kommunikation ist alles

Wenn ich jemandem erzähle, dass ich Sprechwissenschaft studiere, kommen als erstes meist folgende Fragen: „Also Sprachwissenschaft?“ oder „Ist das sowas wie Logopädie?“. Ich antworte dann in der Regel: „Jein“. Denn ich studiere keine Sprache und dennoch nehmen sprachwissenschaftliche Themen einen gewissen Teil meines Studiums ein. Sprachstörungen sind zum Beispiel ein Bereich der sogenannten Klinischen Sprechwissenschaft, aber eben einer neben vielen anderen. „Und was kann man damit später werden?“, ist meistens die nächste Frage. An dieser Stelle weiß ich immer gar nicht, wo ich anfangen soll, denn die Sprechwissenschaft ist sehr facettenreich. In der Regel lässt sich sagen, dass ich später mal mit Menschen arbeiten kann, die im beruflichen oder persönlichen Kontext viel vor und mit anderen sprechen und die ihre Stimme häufig beanspruchen. Das können zum Beispiel Schauspielstudierende sein, die für das Sprechen auf der Bühne ausgebildet werden müssen, oder Unternehmensberater*innen, die ihren Auftritt beim Präsentieren vor wichtigen Kund*innen verbessern wollen, um nur wenige Beispiele zu nennen. Oder aber ich kann mit Menschen arbeiten, die Probleme mit ihrer Stimme oder dem Sprechen haben. Mit einem Abschluss in der Klinischen Sprechwissenschaft könnte ich diesen Menschen in Form von Stimm- oder Sprachtherapie weiterhelfen.

Genauso divers wie die späteren Jobmöglichkeiten ist auch das Studium. Wir lernen alle möglichen Teilbereiche kennen, die mit mündlicher Kommunikation zu tun haben. Dazu gehören die Rhetorik, Sprechkunst, Phonetik, Sprach- und Stimmstörungen sowie die Sprechbildung. In allen Bereichen werden wir selbst praktisch ausgebildet. In den ersten zwei Studienjahren des Bachelors halten wir Reden, erarbeiten sprechkünstlerische Texte, analysieren das Lautsystem des Deutschen und auch anderer Sprachen, lernen Störungsbilder der Stimme und Sprache kennen und erhalten selbst eine stimmlich-sprecherische Ausbildung. Wir lernen in allen Bereichen unser eigenes Kommunikationsverhalten besser kennen und entwickeln dieses weiter, indem wir unsere Eigenwahrnehmung schulen und immer wieder wertvolles Feedback von unseren Dozierenden wie auch Mitstudierenden erhalten. Es herrscht ein sehr enger Kontakt und ein schönes Miteinander zwischen den Studierenden (pro Jahr werden um die 15-20 zugelassen) sowie auch zu den Dozierenden. Das macht das Fach für mich sehr besonders. Durch die sehr praktische Arbeit an der eigenen Stimme, dem Sprechen und dem Kommunizieren habe ich nicht nur das Gefühl, ein fundiertes wissenschaftliches Studium zu absolvieren. Genauso lerne ich extrem viel über mich selbst und entwickle persönliche Fähigkeiten weiter, die mich mein Leben lang begleiten werden.

Mein Stundenplan

Der folgende Abschnitt soll dir einen Einblick in meinen Stundenplan des ersten Semesters geben. Im Gegensatz zu vielen anderen Studienfächern, wählt man sich seine Kurse in der Sprechwissenschaft nicht selbst. Die Fächer bauen mit jedem steigenden Semester aufeinander auf, weshalb es schon Sinn ergibt, dem vorgegebenen Stundenplan zu folgen. Ebenso ist man nach kurzer Zeit schon so ein eingespieltes Team innerhalb des Jahrgangs, dass der Austausch in den praktischen Veranstaltungen immer produktiver wird. Wer allerdings nicht in Regelstudienzeit studieren möchte oder kann, hat auch die Möglichkeit, Veranstaltungen auf ein späteres Semester zu verschieben.

Montag

  • 8:15 - 9:45 Uhr: Probleme der rhetorischen Kommunikation
    Hier kommen die Grundlagen der Kommunikation im Bereich Rede, Argumentation und Gespräch zur Sprache. 
  • 12:15 - 13:45 Uhr: Sprechdenkübungen
    Eine sehr praktische Veranstaltung mit vielen kreativen und zum Teil auch sehr lustigen Übungen. Im Prinzip geht es darum, sich mit seinem eigenen Kommunikationsverhalten zu befassen und herauszufinden, was förderlich und hinderlich dafür sein könnte, zu verstehen und verstanden zu werden.
  • 15:00 - 16:30 Uhr: Grundlagen der Rhetorik
    Diese Vorlesung liefert die theoretische Untermauerung der Themen aus den Veranstaltungen „Probleme der rhetorischen Kommunikation“ und „Sprechdenkübungen“.

Dienstag

  • 10:15 - 11:45 Uhr: Theorie und Didaktik des Vorlesens
    Hier werden theoretische und praktische Fähigkeiten zum hörer*innenbezogenen und sinnvermittelnden Vorlesen erlernt. Was muss betont werden, damit dieser Satz von meinen Zuhörenden verstanden wird? Und warum? Hier gehen wir auch viel auf das Sprechen von Nachrichten ein.
  • 12:15 - 13:45 Uhr: Physiologie des Sprechens und Hörens
    In dieser Veranstaltung wird die Anatomie des menschlichen Körpers thematisiert. Dabei beschränken wir uns aber nur auf diejenigen Körperteile und Organe, die wir zum Sprechen und Hören benötigen.
  • 14:15 - 15:45 Uhr Grundlagen der sprechkünstlerischen Kommunikation
    Hier lernen wir alles rund um das Thema Sprechen im Theater. Wo kommt das Theater überhaupt her? Welche Methoden benutzen Schauspieler*innen, um sich Texte zu erarbeiten und sie auf die Bühne zu bringen? Was für Theaterformen gibt es und welche Kompetenzen müssen Sprecher*innen mitbringen, um diese zu bedienen?

Mittwoch

  • 10:15 - 11:45 Uhr: Entspannungstechniken
    Ja, richtig gelesen! Einmal die Woche kommen wir in die Uni, um uns auf Matten zu legen und ein von unserer Dozentin angeleitetes Entspannungstraining zu machen. Solche können später in vielen Kontexten nützlich werden. Zum Beispiel kann man sie in der Therapie mit Patient*innen mit Stimmstörungen nutzen. Natürlich ist es mit der Entspannung allein nicht getan. In der Veranstaltung wird auch immer darüber reflektiert, was genau die Einheit bei einem bewirkt hat, und gefolgert, wo eine bestimmte Technik einsetzbar ist.
  • 12:30 - 14:00 Uhr: Störungsbilder Sprachstörungen I
    Hier geht es um Probleme, die sich bei Menschen auf Ebene der Sprache entwickeln können. Beispielsweise beschäftigt man sich damit, wie man jemanden therapieren kann, der einen Schlaganfall erlitten und sein Sprechvermögen verloren hat.

Donnerstag

  • 12:15 - 13:45 Uhr: Grundlagentraining
    Spätestens hier kommt Bewegung ins Spiel. Im Grundlagentraining schulen wir unsere Wahrnehmung der Atmung, unserer Bewegung, der Stimme und vielem mehr, was wir zum Sprechen brauchen. In diesem Kurs ist unbedingt erwünscht, dass man in Jogginghose kommt, denn es ist wichtig, dass der eigene Körper genug Bewegungsfreiheit hat. Teilweise kann es körperlich auch ziemlich anstrengend werden. Man lernt extrem viel über sich selbst und darf sich sehr spielerisch mit viel Kontakt zu anderen ausprobieren.

Freitag

  • 12:00 - 12:45 Uhr Sprechbildung
    Die Sprechbildung ist meine absolute Lieblingsveranstaltung. Sie erstreckt sich nicht nur über eins, sondern gleich die ersten vier Semester des Studiums. Für die Sprechbildung wird die große Gruppe in Zweier- bis Viererteams geteilt. Diese erhalten nochmal ein gesondertes Sprech- und Stimmtraining von den Sprechbildner*innen des Instituts. Hier wird viel intensiver und individueller an eigenen Baustellen im Bereich Sprechen, Stimme, Atem, Bewegung etc. gearbeitet und macht mir immer riesigen Spaß. Ebenso erarbeitet man hier gemeinsam mit den Sprechbildner*innen künstlerische Texte. Diese werden beim Bühnensprechen aufgeführt, das am Ende jedes Semesters stattfindet.
  • Blockveranstaltung an drei Tagen von ca. 10 – 14 Uhr: Sprechausdruck
    Hier wird wieder einmal sehr praktisch mit dem eigenen Sprechen experimentiert. Es geht unter anderem darum, was wir in unserer Stimme und im Sprechen verändern können und wie das allein für 20 verschiedene Bedeutungen ein und desselben Satzes sorgen kann. 

Leben und Freizeit

Leben und Freizeit

Von meinem Irrglauben, in Halle könne man nicht so viel erleben wie in Berlin, bin ich schnell abgekommen. Ich habe gleich gemerkt, dass Halle eine Stadt ist, die vor Kulturangeboten nur so sprudelt. Ich gehe regelmäßig ins Theater und in die Oper und das dank Studi-Rabatt zu wirklich sehr fairen Preisen. Auch alle, die selbst Kunst machen wollen, werden in Halle glücklich: Es gibt super viele Theatergruppen, Chöre, Kunstworkshops und vieles mehr. Ich liebe auch die vielen Kulturvereine, die Veranstaltungen wie Konzerte oder Open Mics organisieren.

Bei warmen Temperaturen zieht es mich immer wieder an die Saale. Dort mache ich mit Freunden Picknicks, lerne oder gehe einfach nur spazieren, im Sommer aber auch ab und an im Fluss schwimmen. Abends im Sommer treffen sich dort auch viele für die ein oder andere Party. Wenn das Wetter nicht so passt oder nach einem ausgiebigen Spaziergang findet man mich meistens in irgendeinem von Halles zahlreichen Cafés Cappuccino trinken und ein Stück Kuchen essen. Das mache ich auch sehr gern in Bergleitung von Freund*innen, die wie gesagt alle direkt ums Eck wohnen.

Durch all diese Möglichkeiten ist Halle ist für mich zu einem absoluten Wohlfühlort geworden, an dem ich über viele Wege einen Ausgleich zu meinem Studium finden kann.

Eure Frage an Anna

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