1695 gründete August Hermann Francke eine Armenschule in Halle, die schon im Laufe von kurzer Zeit sich innerhalb Halles eines wachsenden Rufes erfreuen konnte, der dafür sorgte, dass auch wohlhabendere Familien ihre Kinder auf diese Schule schicken wollten. Um diesen „Ansturm“ auf die Armenschule bändigen zu können, gründete Francke 1697 zusätzlich die Lateinische Schule, wo nun die wohlhabenderen Kinder von Studierenden unterrichtet wurden. Der wachsende Ruf Franckes sorgte dafür, dass er mit Hilfe von Spendengeldern die Franckeschen Stiftungen bereits 1698 gründen konnte. Das noch heute erhaltene Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen, dass 1701 eingeweiht werden konnte, steht immer noch am Eingang zum Gelände der Franckeschen Stiftungen mit der Hausnummer 1 und wird als zentrales Verwaltungs- und Veranstaltungsgebäude genutzt.
Dank seines Rufes konnte Francke sich Anfang des 18. Jh. über weitere Förderungen unteranderem des Freiherrn Carl Hildebrand von Canstein erfreuen, der zusammen mit Francke die Cansteinsche Bibelanstalt, die erste Bibelgesellschaft der Welt, gründete. Durch die damit verbundenen kurfürstlichen Privilegien war ihm nun möglich weitere Gebäude auf dem Gelände zu errichten, u.a. eine Buchhandlung, Buchdruckerei sowie Buchbinderei, eine Apotheke, ein ganzes Naturalienkabinett, sowie weitere Schulen. 1717 gründete Johann Juncker zusammen mit den Franckeschen Stiftungen sogar tatsächlich das erste Universitätsklinikum Deutschlands! Spätestens jetzt bildeten die Stiftungen das Tor zur Welt für die Stadt Halle.
Heutzutage beherbergt das Gelände der Franckeschen Stiftungen neben den Campus der MLU, auch weiterhin vier Schulen mit unterschiedlicher Schulform, dazu noch die Kulturstiftung des Bundes und das Deutsche Jugendinstitut.
Gerade wegen seiner langen Bildungstradition fasziniert der Campus noch heute. Diese Faszination bündelt sich vor allem in der schönen historischen Architektur, die die Jahrhunderte größtenteils unverändert überstanden hat und damit jederzeit einem das Gefühl vermittelt Teil dieser Bildungsgeschichte zu sein bzw. nun zu werden und ihre sozialpädagogischen Wurzeln und Werte vermittelt. Dazu hebt sich der Campus durch kleine Gärten und Bäume, so wie der leicht verwinkelten Wege zwischen den Gebäuden deutlich von dem zu meist zweckmäßigen Beton-Baustil vieler heutiger Universitätsgebäude und Gelände in Deutschland ab, was ihn noch einmal lebendiger und einladender wirken lässt. So verbringen viele auch gerne mal ihre Freizeit zwischen den Seminaren und Vorlesungen auf dem Gelände, sodass man tatsächlich oft zufälligerweise Kommilitonen und Kommilitoninnen wiedersieht.
Vielleicht sehen auch du und ich uns dann zum Wintersemester zufällig auf dem Campus!
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