Foto: Das Foto zeigt dir einen Blick auf das Massengrab auf dem Gertraudenfriedhof in Halle. Auf den weißen Fähnchen stehen alle Namen der Opfer, die die Jugendlichen vom Projekt Tagebuch der Gefühle in fleißiger Recherchearbeit herausfinden konnten. Sie sollen symbolisch die Opfer im Massengrab sichtbar machen und aus der Anonymität holen.
Das Datum des Gedenktages geht auf den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz von der roten Armee am 27. Januar 1945 zurück. Zuvor wurden dort in einer beispiellosen Brutalität im Zeitraum von nur zwei Jahren mehr als eine Millionen Menschen systematisch umgebracht. Noch heute, 77 Jahre später, steht "Auschwitz" und seine bis heute erhaltenen Vernichtungslager als Sinnbild für den nationalsozialistischen Rassenwahn. Mit dem Sieg der Alliierten im Mai 1945 wurde den Gräueltaten des Dritten Reiches ein Ende gesetzt. Ingesamt forderte der von Deutschland ausgelöste Weltkrieg (1939-1945) schätzungsweise 75 Millionen Todesopfer weltweit, darunter allein rund 6 Millionen Juden, die systematisch verfolgt und gezielt umgebracht wurden.
Der Gedenktag in Halle
Auch in diesem Jahr fanden in Halle verschiedene Gedenkveranstaltungen statt. Es gab digitale Möglichkeiten, wie ein Video-Projekt gegen das Vergessen von Studierenden des Masterstudienganges "Mulitmedia und Autorschaft", aber auch analoge, wie die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Halle am Gertraudenfriedhof. Ich selber war bei der Gedenkveranstaltung auf dem Gertraudenfriedhof dabei. Neben Redebeiträgen von Bürgermeister Egbert Geier kamen auch Jugendliche des Projektes "Tagebuch der Gefühle" zu Wort, trugen Gedichte vor und begleiteten die Gedenkveranstaltung mit musikalischer Trauermusik. Das die Gedenkveranstaltung auf dem Gertraudenfriedhof dieses Jahr stattfand, hatte einen besonderen Grund. Denn dort ist ein Massengrab, in dem mehr als 100 Menschen, die in den Außenlagern der Nationalsozialisten hier in Halle gestorben sind, begraben liegen. Insgesamt 18 Nationen - so weit man dies zum Zeitpunkt der Anlegung des Massengrabes und des Gedenksteines unmittelbar nach dem Krieg überhaupt den Opfern noch zu ordnen konnte. Deshalb sind an der Gedenkstätte bis heute auch keine Namen in die Steine eingraviert, sondern nur die 18 Nationen, die man damals feststellen konnte. Damit die Opfer aber nicht für immer namenlos bleiben, haben sich die Jugendlichen aus dem Projekt "Tagebuch der Gefühle" über mehrere Monate rangsetzt, recherchiert und zahlreiche alte Dokumente durchforstet und ausgewertet, um bei so vielen Opfern aus dem Massengrab wie möglich die Namen herauszufinden. Im Rahmen des diesjährigen Gedenktages haben sie dann für jeden Namen, den sie herausfinden konnten, eine kleine weiße Fahne aufgestellt, um die Opfer nun endlich auch mit ihrem Namen sichtbar zu machen und so gegen das Vergessen zu wirken! Eine tolle Idee!
Das Tagebuch der Gefühle
Die Jugendlichen rund um das Tagebuch der Gefühle sind schon seit einigen Jahren sehr aktiv in Halle auf den Spurensuch der Opfer des Faschismus in Halle. In der Zeit haben sie schon verschiedene Projekte umgesetzt, die zum einem Aufklären sollen und zum anderen die Opfer und ihre tragischen Geschichten sichtbarer machen. So entstanden auch die sogenannten Tagebücher der Gefühle. Dabei verfolgten die Schüler:innen den Leidensweg von Juden aus Halle bis nach Auschwitz, setzten sich u.a. mit den STOLPERSTEINEN in Halle auseinander, sichteten Unterlagen im Stadtarchiv, besuchten die Gedenkstätte “ROTER OCHSE” sowie einen Schabbat-Abend in der Jüdischen Gemeinde. Zum Abschluss des Projekts fuhr die Gruppe für eine Woche in die Gedenkstätte Auschwitz. Die ganze Zeit über sammelten die Jugendlichen ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, welche dann in das „Tagebuch der Gefühle“ einflossen. Diese Tagebücher wurden mittlerweile veröffentlicht und mehrfach ausgezeichnet. Zusätzlich gibt es eine Videoreihe, die spannende Einblicke in das Projekt und die Meinungen der Schüler:innen ermöglicht - schau gerne mal rein!
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