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„In guter Verfassung“

Jonas Dahmen

Rassismus ist leider nicht Geschichte

Wie sich das Thema Rassismus in den USA entwickelt hat und welche Auswirkungen bis heute in der amerikanischen Gesellschaft zu finden sind, erläutert PD Dr. Julia Nitz in ihrem neuen Sachbuch „Belles and Poets“.

Hallo, ich bin Sabrina! Ich studiere an der Uni-Halle den 2-fach Bachelor Interkulturelle Europa- und Amerikastudien (IKEAS) in Kombination mit Psychologie und bin Studienbotschafterin für Internationales. Heute darf ich den Blog meines Kollegen Jonas übernehmen und euch einen Literaturtipp geben.

PD Dr. Julia Nitz, vom Institut für Anglistik und Amerikanistik an der Uni Halle, basiert ihr Buch auf der Analyse von acht Tagebüchern reicher amerikanischer Südstaatenfrauen aus den Jahren 1861 bis 1865, also der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs. Auch Sezessionskrieg genannt, war der zentralen Punkt der Meinungsunterschied in politischen Entscheidungen der verschiedenen Staaten. Während die Nordstaaten von einer Weiterführung von Sklaverei absahen, waren die Südstaaten gegen eine Abschaffung und fürchteten vor allem den Zusammenbruch ihrer Wirtschaft, die zu einem großen Teil durch Sklaverei aufrecht gehalten wurde.

In einem Interview mit Campus Halensis erzählt Frau Dr. Nitz, dass nicht nur die Analyse von Literatur und Geschichte ihr Interesse an den Tagebüchern geweckt hat, sondern der Aspekt Gender Studies eine wichtige Rolle spielt: Es wird aus der Sicht einer Frau und nicht eines Mannes über den Krieg berichtet. Zudem wurde das Thema vorher noch nicht bearbeitet. Obwohl Tagebücher als etwas sehr Persönliches verstanden werden, erklärt die Autorin, dass zu der Zeit Frauen oftmals von der Familie beauftragt wurden, die Geschehnisse und Erlebnisse niederzuschreiben. Der Mann hatte immer Zugriff auf die Bücher, sodass es nie wirklich Geheimnisse gab. Kurz darauf begann man die Tagesbücher zu drucken und sie wurden so für die ganze Gesellschaft zugänglich.

Frau Dr. Nitz attribuiert dieses Verhalten der Erinnerungskultur und der Wunsch der Südstaaten durch den Bürgerkrieg eine „politische und kulturelle Vorherrschaft der Weißen im ganzen Land zu etablieren“. Dadurch formten sich auch später viele Vereine, die das gleiche Ziel vor Augen hatten, wie damals die Frauen, die solche Tagebücher schrieben und sich selbst als Rassenexpertinnen sahen. Sie waren hochgebildete und privilegierte Frauen, die in ihren Büchern auch Shakespeare und englische Romantiker nannten.

Verweise auf die berühmten Autoren zeigen den Bildungsgrad der Frauen, aber betonen auch gleichzeitig eine noch nicht etablierte eigene amerikanische Literatur. Fremde Literatur wurde auch genutzt, um über Gefühle zu schreiben und eine eigene Identität zu finden. Diese Tagebücher konnten bzw. können nur von denjenigen verstanden werden, die den gleichen Zugang zu Hochliteratur hatten bzw. haben. Heutzutage werden diese Tagebücher immer noch gelesen, sowohl in den Süd- als auch in Nordstaaten. Problematisch ist jedoch, wie die alten Südstaaten dadurch das Gespräch über den Amerikanischen Bürgerkrieg leiten, indem intelligente, aber sehr rassistische Frauen über die Zeit berichten.

Obwohl diese Texte Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden sind, hat Frau Dr. Nitz einen positiven Blick in die Zukunft. Vor allem Donald Trumps Niederlage bei den letzten Wahlen und die starken Bewegungen wie „Black Lives Matter“ zeigen einen Schritt in die richtige Richtung: Gleichstellung und Diversität. Zum Interview kommt ihr hier.

Durch mein Studium habe ich die Möglichkeit, verschiedene und sehr interessante Veranstaltungen von Frau Dr. Nitz zu besuchen und werde auf jeden Fall ein Blick in das Buch werfen. Es ist ein wichtiges Thema, was nicht nur im Rahmen der amerikanischen Gesellschaft aufgedeckt werden muss, sondern leider in der Geschichte vieler Länder zu finden ist. Rassismus ist leider nicht Geschichte.

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