Und hier ist der zweite Teil des Interviews mit der Algebra-Professorin Rebecca Waldecker.
Haben Sie ein unmathematisches Hobby?
Ja, ich tanze und mache Musik. Also ich singe gerne, ich habe auch früher in Bands gesungen und ich schreibe Lieder - klassische Musik, aber auch Musik für Bands, also so Richtung Rock oder Metal. Und Musik mochte ich auch schon immer. Ich habe sogar Mal überlegt, professionell Musik zu machen. Das war eigentlich neben Mathe das einzige Andere, das noch ernsthaft in Frage kam.
Gibt es Nachteile an Ihrem Job, etwas, das Ihnen nicht so gut gefällt oder etwas, das Sie vielleicht manchmal nervt an den Studenten?
An den Studis nervt mich eigentlich nichts. Klar, manche sind faul, manche sind fleißig, manche sind schon sehr reflektiert, manche sind noch so ein bisschen naiv und unbedarft. Aber das sind halt junge Menschen, ich war auch Mal sehr jung und war auch da nicht so reflektiert, wie ich das jetzt bin. Es passiert ganz selten, dass ich mich wirklich ärgere. Manchmal ärgere ich mich, weil Leute wirklich nicht zuhören. Also so gar nicht. Das heißt, man beantwortet die gleiche Frage dreimal und dann kommt noch mal: „Was? Wie? Ich habe das immer noch nicht mitgekriegt.“ Das ärgert mich manchmal. Aber das passiert wirklich nur selten.
Mit welchem Bereich der Mathematik können Sie nichts anfangen?
Da gibt’s eigentlich keinen. Ich fand bisher immer alles, was ich an Mathematik gesehen habe, irgendwie interessant. Manches ist weiter weg und das verstehe ich dann vielleicht nicht so schnell
und brauche länger, um mich da reinzudenken.
Hat man als Mathematik-Professor viel Freizeit?
Das kommt drauf an. Unser Job gibt uns sehr viel Freiheit. Wenn ich keine Vorlesung habe, dann muss ich vielleicht auch nicht ins Institut gehen, sondern kann zuhause arbeiten und mir den Tag dann freier einteilen. Ganz ehrlich: In meinem Kopf passiert ständig Mathematik, selbst wenn ich
anders arbeiten würde und mehr Freizeit hätte, dann würde ich wahrscheinlich in dieser freien Zeit trotzdem noch Lust auf Mathematik haben.
Welchem Klischee an der Mathematik würden Sie widersprechen?
Es gibt das Klischee, Mathematik ist Rechnen. Und es gibt Bereiche der Mathematik, da würde ich
sagen, solange man noch rechnet, hat man nichts verstanden. Eigentlich möchte man in Strukturen denken und eben nicht mehr so viel rumrechnen. Naja, und dann gibt es Zweige in der Mathematik, die sehr wohl etwas mit Rechnen zu tun haben und wo es darum geht, besonders geschickt zu rechnen, besonders klug, Dinge besonders gut anzunähern und so was finde ich auch sehr spannend.
Viele denken bei Mathematikern auch an diesen langweiligen nerdigen Typen, der nur Zuhause hockt und nicht raus kommt. Wenn man aber bei uns in den Hörsaal guckt, dann ist das wirklich eine extrem bunte Mischung aus Leuten, aus verschiedenen Persönlichkeitstypen und auch, was die Leute so nebenbei für Interessen haben, das finde ich großartig! Das feiere ich jedes Mal, wenn ich dann im Vorlesungssaal bin und einfach sehe, wie bunt das ist und wie verschieden diese Leute sind und da gehört Mathe zu den Fächern, die, würde ich sagen, eine sehr große Bandbreite an Charakteren und Typen und Interessen zulassen und ich feiere diese Unterschiede.
Welches Klischee von Mathematikern erfüllen Sie?
Ich selber, ja, wenn es drauf ankommt, nehme ich Dinge gerne sehr genau, da bin ich dann wirklich wahnsinnig pingelig und das ist vielleicht auch für eine Mathematikerin nicht schlecht, wir müssen die Dinge genau nehmen. Und ja, ich bin auch ein bisschen nerdig.
Wie würden Sie sich selbst in drei Worten beschreiben?
Drei Worte? Geduldig, herzlich, (bisschen) verrückt.
Welche Voraussetzungen sollte ein zukünftiger Mathematik-Student mitbringen?
Ich denke, man muss unbedingt Lust mitbringen, nachzudenken. Man sollte Spaß daran haben, über Dinge nachzudenken, auch mal länger, auch mal komplizierter. Ich glaube auch, man braucht so was wie Biss oder Durchhaltevermögen. So nach dem Motto: „Ah, da ist was und da muss man so ein bisschen knobeln und ich bleib da jetzt dran und ich gebe nicht auf, auch wenn ich jetzt schon dreimal gegen die Wand gelaufen bin!“ Und dann denke ich auch Geduld. Ich glaube auch, man muss so was haben, wie einen Sinn für Strukturen. Es geht darum zu verstehen, warum Formeln und Methoden funktionieren. Und wenn man keine Lust hat zu verstehen, warum das funktioniert, wenn man also keine Lust hat, die dahinter liegenden Strukturen zu erkennen und zu verstehen, dann bin ich nicht sicher, ob Mathe das Richtige ist.
Last but not Least: Welches ist Ihr Lieblingsessen in der Mensa?
Da gibt es so Pasta mit veganer Bolognese oder Kräuterreis mit veganem Chili, das mag ich. Generell finde ich gut, dass sie jetzt ab und zu vegane Gerichte haben und ich mag die meisten Sachen, die so Curry-artig sind. Ich werde immer mehr zum Fan der Salatbar. Was ich absolut gar nicht mag, ist so was wie Eier mit Senfsoße. Da laufe ich weg!
Alle Blog-Beiträge