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„Zwischen Beuys und Banksy“

Isabel Pfeifer

Ein architektonisches Kleinod in Sachsen-Anhalt

In Kunstgeschichte habe ich letztens einen Kurzvortrag über die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode gehalten – eines der letzten frühen Zeugnisse ottonischer Baukunst.

Erbaut wurde die Stiftskirche im Jahr 959, im Auftrag des Markgrafen Gero. Damals herrschte Otto der I. als König und seit 962 auch als Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Seiner Dynastie verdanken wir einige kunsthistorische Schätze und Denkmäler, wie zum Beispiel den Magdeburger Dom, die Kirche St. Michael in Hildesheim und eben auch die St. Cyriakus in Gernrode. Es handelt sich hierbei um eine Basilika im romanischen Stil.

Good to know!

In der Kunstgeschichte betrachten und analysieren wir nicht nur Gemälde, sondern auch die Architektur in ihrer Gesamtheit. Wir lernen also Bauten aller Art zu beschreiben. Grundriss, Aufriss, Fassadenbeschreibung – all das und noch viel mehr spielt hierbei eine wichtige Rolle. Diese „Grammatik der Form“ ist ein wichtiges Werkzeug für angehende Kunsthistoriker*innen. Aber das soll nur ein kurzer Exkurs gewesen sein, weiter geht’s mit der Stiftskirche.

Mein erster Eindruck 

Nur 1,5 h entfernt von Halle liegt die kleine Stadt Gernrode, umgeben von der wunderschönen Harzer Waldlandschaft. Hier steht die Welt still, so hatte ich zumindest den Eindruck beim Hineinfahren in den malerischen Ort. Doch der Schein trügt, wie man so schön sagt. Als meine Referatspartnerin und ich aus dem Auto stiegen, merkten wir schnell, dass wir nicht die einzigen Interessentinnen für dieses historische Kleinod waren. Doch ehrlich, ich kann es absolut nachvollziehen. Die Kirche ist wirklich ein Wahrzeichen Gernrodes und so riesig, dass sie auch kaum zu übersehen ist.

Was macht die Kirche so besonders?

Die ältesten Teile der Kirche befinden sich im Osten. Dazu gehören die Ostapsis, der Ostchor, die darunterliegende Krypta sowie das Querhaus. Sie alle gelten als bedeutende Dokumente der ottonischen Architektur. Im 11. Jahrhundert wurde der Westteil der Kirche umgebaut. Seitdem handelt es sich um eine Doppelchoranlage. Die zwei runden Treppentürme des Westbaus gehörten tatsächlich auch in gewisser Weise zur ottonischen Architektur, jedoch waren sie ursprünglich viel kleiner und in der Mitte befand sich ein quadratischer Mittelturm, statt dem heutigen Quergiebelbau.

Ihr seht... es ist gar nicht immer so einfach den Überblick zu behalten. Denn im Laufe der Zeit veränderten sich die architektonischen Stilelemente und dementsprechend wurden viele historische Gebäude dem jeweiligen „Trend“ angepasst oder eben nur gewisse Bauteile verändert. Die Aufgabe der Kunsthistoriker*innen ist es daher, ein breites Spektrum an Wissen mitzubringen, damit sie die Veränderungen der Zeit wahrnehmen und schließlich auch einordnen können.

Ein Ausflug lohnt sich!

Für alle die, die geschichts- und kunstinteressiert sind, kann ich einen Ausflug zur Stiftskirche wirklich sehr empfehlen. Am besten bucht ihr noch eine Führung, so wie wir es gemacht haben. Diese finden derzeit, trotz Corona, unter entsprechenden Maßnahmen statt und die ehrenamtlichen Kirchenführer*innen werden euch sicherlich einen interessanten Einblick in die Geschichte und Baukunst der St. Cyriakus geben.

Liebe Grüße und viel Spaß beim Erkunden wünscht euch 

Isabel (:

 

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