Wie bekomme ich eigentlich einen Job nach dem Studium? Dr. Sabine Schenk vom Hochschulteam der Arbeitsagentur weiß, wie’s geht.
Ihr kennt das bestimmt: Schülern wird immer geraten, sich möglichst langfristig und sehr genau zu überlegen, was sie studieren wollen. Natürlich kann man auch kurzfristig und spontan zu den Einschreibungen kommen und gucken, welche Studienplätze noch zu haben sind. Ist vielleicht nicht die optimale Strategie, geht aber. Wo diese Form der Spontanität allerdings garantiert nicht mehr funktioniert, ist beim Übergang vom Studium in den Beruf. Denn bei der Suche nach einem Arbeitsplatz wird es richtig ernst. Ohne intensive Vorbereitung und Recherche wird es ganz bestimmt nichts mit dem Wunsch-Job, dem Wunsch-Ort und der Wunsch-Bezahlung. Wie du deine Karriereplanung richtig angehst, weiß Dr. Sabine Schenk vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit in Halle.
Was ist das Hochschulteam der Arbeitsagentur in Halle?
Das Hochschulteam ist eine auf Studierende und Absolventen spezialisierte Beratungsgruppe.
Was genau machen Sie?
Wir arbeiten beispielsweise eng mit der Allgemeinen Studienberatung der Uni Halle zusammen. Jeden Dienstagnachmittag bieten wir direkt am Uniplatz Sprechstunden an. Neben dieser individuellen Betreuung gehen wir aber auch auf Messen oder halten Vorträge, um über Bewerbungsstrategien, Berufsfelder oder Arbeitsmarktchancen zu informieren.
Sollte man schon während des Studiums zu Ihnen kommen?
Grundsätzlich ist es sehr wichtig, sich so früh wie möglich auf die Zeit nach dem Studium vorzubereiten. Es reicht heute nicht mehr, einen guten Abschluss zu haben. Man muss auch wissen, wie ich zu dem Arbeitsplatz finde, der zu mir passt und den ich wirklich haben will.
Warum reichen gute Noten nicht, um nach dem Studium Arbeit zu finden?
Gute Noten helfen natürlich, das ist klar. Aber die Fachkompetenz wird bei einem Hochschulabsolventen selbstverständlich vorausgesetzt. Und deshalb spielen im Bewerbungsprozess Softskills wie beispielsweise Kommunikations- und Teamfähigkeit oder persönliche Ausstrahlung eine große Rolle.
Wie können Sie bei der Bewerbung helfen?
Durch individuelle Beratung. Wir versuchen, im persönlichen Gespräch genau herauszuarbeiten, welche speziellen persönlichen und fachlichen Kompetenzen die Bewerber haben und über welche besonderen Fähigkeiten sie verfügen. Dann überlegen wir gemeinsam, welche Berufsfelder, welche Art von Tätigkeit zu diesen Fähigkeiten passen. Im Prinzip geht es also um die Fragen: Was kann ich gut? Wer könnte sich für das, was ich kann, interessieren?
Helfen Sie auch beim Schreiben der Bewerbung?
Natürlich geben wir Hinweise, wie ein Bewerbungsschreiben formuliert werden sollte, worauf in den Personalabteilungen geachtet wird und welche Formalitäten unbedingt eingehalten werden müssen. Aber das Schreiben der Bewerbung und das Zusammenstellen der Mappe muss erst einmal jeder selbst machen.
Suchen Sie auch Stellenangebote für die Bewerber?
Stellenvermittlung ist ein Angebot der Arbeitsagenturen und unsere Jobbörse ist die führende Stellen- und Bewerberdatenbank in Deutschland. Dennoch sind gerade für Hochschulabsolventen Eigeninitiative und alternative Suchwege gefragt. Jeder hat Zugang zum Internet und damit alle Informationen, die man braucht, um mögliche Arbeitgeber zu finden. Man sollte den Zeitaufwand dafür übrigens nicht unterschätzen. Die Stellenrecherche ist ein Vollzeitjob. 60 bis 70 Prozent der gesamten Zeit in der Bewerbungsphase wird man nur dafür aufwenden müssen.
Wie sind denn die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen?
Jeder, der einen Hochschulabschluss hat, hat auch gute Chancen, Arbeit zu finden.
Egal, was man studiert hat?
Natürlich gibt es Unterschiede. Einige Studiengänge münden direkt in Berufe. Wer ein Lehramtsstudium hinter sich hat, wird in der Regel Lehrer, und Medizinstudenten werden üblicherweise Ärzte. Aber die meisten Studiengänge führen eben nicht in ein klar abgestecktes Berufsfeld. Das macht aber nichts, weil Hochschulabsolventen auf dem Arbeitsmarkt grundsätzlich willkommen sind. Bei manchen Absolventen dauert der Übergang vom Studium in den Beruf einfach nur länger. Darauf sollte man vorbereitet sein. Das ist aber sicherlich kein Anlass für Pessimismus.
Wer kommt denn typischerweise zu Ihnen und lässt sich beraten?
Es kommen Studenten aller Fachrichtungen: Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Geographen, Historiker, Biologen – einfach alle. Selbst Lehramtsstudenten, die im Laufe des Studiums festgestellt haben, dass der Schuldienst doch nichts für sie ist, waren schon hier.
Welchen Rat würden Sie den Studenten und Schülern zum Schluss noch geben?
Ich rate jedem, sich so früh wie möglich zu informieren. Es ist nicht wichtig, dass man am Anfang des Studiums schon genau weiß, wo man später einmal arbeiten möchte. Es ist aber sehr wichtig, sich während seines Studiums darüber klar zu werden, welche Fähigkeiten man hat und in welche berufliche Richtung es gehen soll. Dann kann man sich mit unserer Hilfe oder mit Hilfe der zahlreichen anderen Beratungsangebote schon etwas auf den Übergang vom Studium in den Beruf vorbereiten und steht nach dem Examen nicht völlig rat- und orientierungslos da.