Charlotte: Hi, Eve! Erzähl uns ein bisschen was von dir. Wie kamst du an die MLU? Hast du schon eine Berufsvorstellung?
Ich komme ursprünglich aus der Nähe von Magdeburg. Zur MLU bin ich gekommen durch die Nähe zur Familie und meinem damaligen Freund. Ich studiere auf Lehramt, weil ich Mathematik und evangelische Religion schon immer interessant fand, mir aber zuerst unsicher war, was man mit so einer Kombination anfangen könnte.
Ich sehe das Lehramtsstudium als eine Art selbst zusammengestellten Bachelor-Studiengang. So bekomme ich einen Einblick in alles Mögliche: Mathematik, ev. Religion, Psychologie, Pädagogik – und ein bisschen in Soziologie. Im Moment tendiere ich dazu, eventuell noch etwas anderes zu studieren, wenn ich mein erstes Staatsexamen habe. Wenn es mir möglich ist, würde ich aber auch gerne in die Forschung gehen.
Charlotte: Woher kam dein Interesse, dich mit theologischen und philosophischen Fragen auseinander zu setzen?
Vielleicht hat meine ehemalige Religionslehrerin eine Rolle gespielt. Diese Art von Texten und Denkstrukturen haben mich schon immer angezogen. Wohl auch, weil ich oft die dahinterliegenden Konzepte nicht auf Anhieb verstanden habe, es aber doch verstehen wollte. So war es eine Herausforderung.
Charlotte: Was ist Theologie für dich? Wie grenzt du sie persönlich von Philosophie ab?
Wenn man beginnt Theologie zu studieren, wird man mit dieser Frage konfrontiert. Ich habe deswegen schon viel darüber nachgedacht und gelesen. Ich bin, wie man sagt, „säkular sozialisiert worden“: Meine Eltern haben mit Kirche und Glauben nicht viel am Hut, zumindest nicht auf den ersten Blick.
Ich frage mich, was „Glaube“ ist. In der Theologie heißt es, dass die Religion aus einer „Innenperspektive“ heraus studiert wird, ansonsten handelt es sich um Religionswissenschaften. Also wird doch irgendwie vorausgesetzt, dass ich glaube, oder?
Durch mein Studium frage ich noch grundsätzlicher: Was ist Glaube? Was ist Religion? Und das ist für mich ein Gefühl.
Theologie ist natürlich zuerst das Studium einer bestimmten Religion. Meiner Meinung nach fordert einen das Theologiestudium aber auch persönlich heraus: Als Studentin setze ich mich mit den verschiedenen Dimensionen von Theologie auseinander, und das sind einige: Bibelwissenschaften zum Alten und Neuen Testament, Systematische Theologie mit den Fächern Dogmatik und Ethik, Praktische Theologie, Kirchengeschichte und - in Halle - Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie.
Ähnlich es mit Philosophie: Mich interessieren Denkkonzepte im Allgemeinen. Es geht darum, Argumentationen nachzuvollziehen, zu kritisieren und Modelle zu analysieren. Das fällt für mich persönlich unter den Begriff des Philosophierens. Wenn wir von der Wortbedeutung „Liebe zur Weisheit“ ausgehen, passt das das natürlich ganz gut.
Charlotte: Du hast also eine Überschneidung von theologischen und philosophischen Themen erkannt?
Absolut! Theoretisch fehlt in dieser Beziehung noch die Naturwissenschaft: Das kann eigentlich nur als Trias benannt werden. Meine Fächerkombination für das Lehramt, ev. Religion und Mathematik, wird oft als sehr komisch empfunden. Wenn man jedoch genau hinschaut, wird man merken, dass viele berühmte Theologen auch Philosophen und Naturwissenschaftler waren, wie zum Beispiel Georg Cantor in Halle, Hegel, Leibniz und viele mehr.
Charlotte: Versuchst du andere Leute für theologische und philosophische Themen zu begeistern?
Mal so, mal so. Natürlich fällt mir auf, dass ich von Dingen erzähle, die mich begeistern: in meiner WG, wie auch bei Freunden. Es sind aber nicht alle interessiert und das muss ja auch nicht sein. Ich rede also mit denen darüber, die es gerne hören und mir ähnliche Sachen erzählen.
Charlotte: Welche Inspirationsquellen hast du, auch außerhalb deines Studiums?
Alles Mögliche interessiert mich! Am liebsten habe ich „richtige Bücher“ in der Hand. Ich lese alles, was sich gut anhört. Ich mag aber auch zum Beispiel Videos zu Verschwörungstheorien, da gibt es gute Mitschnitte und Erklärungen auf YouTube.
Charlotte: Gibt es einen Rat, den du anderen geben würdest, die sie sich mit philosophischen und theologischen Themen auseinander setzen?
Ich finde es wichtig, unsere Gesellschaft dauernd kritisch zu reflektieren. Zum Beispiel den Aufbau unserer Universität, wer sie besuchen und wer lehren darf. Wir können alles hinterfragen: Warum haben wir diese bestimmte Art von Stühlen in unseren Hörsälen? Warum keine Kissen?
Was ich sagen möchte: Nichts ist selbstverständlich. Vielleicht lässt uns diese Sichtweise manche Dinge im Alltag mehr wertschätzen.
Charlotte: Vielen Dank, Eve, für diese ersten Eindrücke!
Nächste Woche wird Sabrina dann in einem Gasteintrag den zweiten Teil übernehmen - bleibt gespannt!
Übrigens: Unser Kollege Fabi hat mir vor ein paar Wochen, auch in einem Interview, seine Tipps zum so genannten "gehirngerechten Lernen" verraten - schau mal hier vorbei.
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